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dem Text
Das
gepeinigte Land
Kaum eine Insel
hat so sehr gelitten und hat so viele Besitzer und Ausbeuter gehabt.
Kupfer und Marmor waren im Altertum die begehrtesten Bodenschätze
Zyperns. Diese machten Zypern für Eroberer begehrenswert. In früherer Zeiten nannten
die Menschen "Kupfer" „aes cyprium“. Das ist Lateinisch und heißt übersetzt so viel wie Erz aus Zypern.
Interessant fanden die Insel auch die Götter der griechischen Mythologie:
Einst soll Aphrodite, die Göttin der Liebe, der Begierde, Sexualität und Schönheit,
vor
Zypern dem Meer entstiegen sein. Sie war die Tochter der Urgötter Uranos
und Gaia. Deren Sohn, der Titan Kronos, schnitt seinem Vater Uranos auf Befehl
seiner Mutter die Geschlechtsteile mit einer Sichel ab. Kronos warf
diese hinunter ins Meer. Uranos' Blut und Samen vermischten sich mit dem
Meerwasser, das ringsum aufschäumte. Aus dem Schaum gebar das Meer die
Aphrodite. Sie wird daher gelegentlich auch die "Schaumgeborene"
genannt. Die Göttin Aphrodite war vor etwa 3.300 Jahren die eigentliche Verursacherin
des
sagenhaften
Trojanischen Krieges. Sie merken, man war schon damals
nicht zimperlich. Kein Wunder also, dass Zypern stets ein Gebiet war, in
dem Gewalttätigkeiten zur Historie gehörten. Nachfolgend ein
kurzer und unvollständiger Abriss der wechselhaften Geschichte,
oder
gelangen Sie hier zu Wikipedia, zu einer gründlichen Darstellung der
Geschichte Zyperns. Die erste Besiedelung
erfolgte 9000 v. Chr. wohl von Syrien aus. Mykener wurden 1200 v. Chr.
Herren der Insel. Ägyptische, arabische und persische Einflüsse folgten. Danach
(332 n. Chr.) Zugehörigkeit zum Alexanderreich, später zum Ptolemäerreich.
Irgendwann gewann
die römische
Herrschaft die Oberhand. Abwechselnd folgten ab dem Jahre 1191 Kreuzzüge und englische, dann genuesische und
venezianische Eroberer bis etwa 1571. Denen schloss sich eine fast 300-jährige Besetzung durch das
Osmanische Reich an. Anschließend war Zypern britische Kronkolonie. Erst 1960 wurde
die Insel
unabhängig. Es trat aber keine Ruhe und kein Frieden ein. Vielmehr folgten
jahrelang
bürgerkriegsähnliche Zustände, Unruhen, Pogrome und Putsche. Eine Friedenstruppe
der UNO wurde 1964 bis in die Gegenwart stationiert. Seit 1974 ist die Insel geteilt,
nachdem türkische Truppen den Nordteil mit der Begründung besetzt hatten,
die türkischen Inselbewohner schützen zu müssen. Zwei
selbstständige Staaten existieren seit dem Vorfall dort: Im Norden
ist es die Türkische Republik Nordzypern, auf Türkisch "Kuzey Kıbrıs Türk
Cumhuriyeti". Sie wurde 1983 ausgerufen und ist international nicht
anerkannt; sie ist ein Vasallenstaat der
Türkei. Von dort aus wird Geld hineingepumpt und mittels einer Pipeline
Trinkwasser, denn der Nordteil leidet seit ewigen Zeiten unter Trockenheit und chronischem Regenmangel.
Ohne diese Wasserspende vom türkischen Festland gäbe es keine Hotellerie für den Tourismus und
keine zufriedenstellenden Ernteerträge. Der größere Südteil
ist die "Republik Zypern". Die Demarkationslinie zwischen den
beiden Ländern teilt die
gemeinsame Hauptstadt Nikosia, die von der Türkisch sprechenden Bevölkerung des
Nordens Lefkoşa genannt wird. Die Republik Zypern ist Mitglied der
EU und international anerkannt, während der Norden nur mit Ankara
diplomatische Beziehungen unterhält. Das führt dazu, dass Flugzeuge aus
Drittländern, wie z.B. aus Deutschland, Nordzypern (Ercan) nicht nonstop
anfliegen dürfen; es ist immer ein Zwischenstopp auf türkischem Boden
(in der Regel in Antalya) erforderlich. Das gilt sinngemäß auch für Flüge der Gegenrichtung.
Zwischen den
beiden Stadtteilen Nikosias/Lefkoşa gibt es eine
Grenzstation, an der
wir beim
Wechsel von einem in den anderen Staat (oder Stadtteil) unsere
Personaldokumente vorzeigen mussten. Wir hatten nicht den Eindruck, dass
die Grenzwächter beider Seiten ihren Job ernst genommen hätten.
"Freundliches Abnicken und Durchwinken" war wohl eher der passende Begriff für die sonst
übliche hoheitliche Maßnahme einer Pass- und Personenkontrolle zwischen zweier
souveräner Staaten.
Menschen mit einem türkischen Pass haben dem Vernehmen nach keine
Möglichkeit eines Grenzübertritts.
Politiker beider Staaten Zyperns berieten seit etlichen Jahren darüber, eine
Wiedervereinigung herbeizuführen. Die beteiligten Minister waren guten
Willens und befanden sich
auf dem richtigen Weg: Die Wiedervereinigung war angeblich nur noch eine Frage von
Formalitäten. Stand Juli 2017: Die Zypernfrage bleibt weiter ungelöst.
Ein Grund dafür
ist auch, dass die Türkei als "Garantiemacht" auftreten und eigene Truppen
weiterhin auf Zypern stationiert lassen will. Der Außenminister der Republik Zypern erklärte im Juli 2018, es gebe neue
Anzeichen, dass die Gespräche unter Vermittlung der Vereinten Nationen wieder aufgenommen werden könnten.
Am 29.04.2021 erklärte die UNO, dass Gespräche wieder einmal ergebnislos
beendet worden seien. Unter dem Regime Erdogans
wird sich eine Einigung wohl nicht
erfüllen. Vor der Küste Zyperns lagern große Erdgasvorkommen, die die
Türkei für sich beansprucht. Die Konflikte um Zypern werden so bald
nicht beendet sein.
Zypern gehört geografisch zu Asien.
Die Insel wird jedoch politisch meist zu Europa gezählt, zumal der Süden
der Insel der EU angehört und von dort großzügig subventioniert wird.
In dem nicht türkischen
Teil Zyperns bekommen Menschen aus aller Welt einen gültigen Pass, wenn sie für zwei Millionen Euro
Immobilien erwerben und Geld in staatliche Fonds einzahlen. In gewissen Kreisen bedeutet diese Summe
lediglich den Wert einer schlappen Portokasse. Reiche
Kriminelle aus aller Welt nutzen daher diese Gelegenheit Zypriot zu
werden. Das besonders deshalb, weil
sie automatisch Bürger der EU werden und ungehindert ihre "Geschäfte"
verfolgen können. Criminals
welcome in the EU!
Während unseres kurzen Aufenthalts haben wir
St. Hilarion, Bellapais, Girne, Salamis, Famagusta
und beide Teile der Hauptstadt Nikosia/Lefkoşa
besichtigt. Untergebracht waren wir im Norden, im Hotel "Riverside Garden
Resort" mit seinem sehr weitläufigen Areal. Das Hotel ist nach deutscher
Klassifizierung ein Dreisternehotel.
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