Reisebericht Weltreise von
Heinz Albers
5. Teil "Pech und Pannen"
Lufthansa usw.
Unsere Miles&More-Karten (M&M) wurden im Sheraton Düsseldorf
nicht anerkannt, weil „unsere Preise schon so günstig sind“ (O-Ton Rezeption).
96 Euro für ein winziges Zimmer ohne Frühstück sind ja nun wirklich kein
Schnäppchen.
Auch waren nach unserer Rückkehr nur einige wenige Flüge auf
der M&M-Abrechnung aufgeführt, obwohl wir stets am Schalter der
Fluggesellschaften die Plastikkarten vorgelegt hatten.
Immerhin besteht die Möglichkeit, Prämien nachträglich
bei der Lufthansa zu beantragen. Vordruck aus dem Internet herunterladen,
ausdrucken, ausfüllen, Originalrechnung des Hotels, Bordkarten, Kopien der
Flugscheine einsenden, Briefporto - Ärger!
Fast vier Monate nach Ende der Reise waren noch nicht alle
Leistungen gebucht. Was für eine jämmerliche Organisation! Das kann ja noch
heiter werden.
Die Miles-and-More-Hotline bat mich, die Bordkarten und
Flugscheinkopien für die fehlenden Buchungen einzusenden und vertröstete mich
auf eine Wartezeit bis mindestens Mitte April! Ende Januar übermittelte
ich die ersten Unterlagen, am 21. Februar sandte ich die übrigen ab, mit Datum
von 24. März (!) bekam ich die Eingangsbestätigung, mit dem Dank für meine
Geduld und dem Hinweis, dass man noch etwas Zeit für die Beantwortung"
benötige. Am 04.04.2006 habe ich an Harald W. Eisenächer, Vice President
Marketing der Lufthansa und Verantwortlicher für Miles&More, einen Brief
geschrieben und mich über die schleppende Bearbeitung beklagt. Eine Antwort
hatte ich nicht erwartet und wurde auch nicht enttäuscht. Allerdings rief am
08.04.06 Frau Doempke von M&M an und stimmte die fehlenden Daten mit mir ab. "In
einer Woche", sagte meine freundliche Gesprächspartnerin, "sind die Meilen auf
Ihrem Konto." Stimmt, mit Ausnahme der Strecke Sydney - Singapore. Warum? Ich
werde verdächtigt, für diesen Flug eine weitere Bonuskarte eingesetzt zu haben.
Da bleibt einem die Luft weg! Natürlich habe ich protestiert. Es fehlen außerdem
immer noch die Meilen von der Übernachtung im Sheraton-Hotel Düsseldorf. Ich
soll am 11. Mai noch einmal anrufen und mich nach dem Stand der Dinge
erkundigen, sagte mir Frau Doempke.
Werde ich nicht! Diese elende und peinliche Bettelei möchte
ich, vier Monate nach Beendigung der Reise, endgültig beenden. Deshalb habe ich
von unseren Bonus-Meilen-Konten am 09.05.1006 je 21.000 Bonus-Meilen für den
Kauf von 2 x 6 Flaschen Wein im "WorldShop" der Lufthansa ausgegeben. 6
Flaschen Wein kosteten 20.000 Meilen zuzüglich 1.000 Meilen Lieferkosten. Am
13.05.2006 wurden Angelika und mir jeweils 6 Falschen Wein zugestellt. Das hat
ja prächtig geklappt! Unsere Zufriedenheit wurde jedoch maßlos
übertroffen, als uns am 16.05.2006 noch eine Sendung mit 12 Flaschen Wein
überbracht wurde. Das kann ja heiter werden, wenn sich das wöchentlich
wiederholen sollte, dachten wir uns insgeheim. Die Freude währte jedoch nicht
lange, weil die irrtümlich zugestellte Sendung zwei Tage später wieder abgeholt
wurde. Wir hätten den Wein sonst guten Gewissens als Wiedergutmachung für das
folgende Erlebnis behalten.
*****
Unser Flug Lufthansa LH 801 hatte ab Düsseldorf nur 30 Minuten
Verspätung. Es hatte etwas geschneit. Schön, sagten wir uns, dann brauchen wir
nicht so lange in Frankfurt zu warten! Wir landeten dort allerdings fast
pünktlich, weil der Flugplan für diese 118 Meilen eine völlig irrationale
Flugzeit von 55 Minuten vorsieht.
Ab Frankfurt sollte es am 27.12.2005 um 10.00 Uhr mit LH
456 nach Los Angeles weitergehen. Sollte!
B 747-400 ("Potsdam"), Economy-Class und meine 182 Zentimeter
Körpermaß. Zwei Welten prallen aufeinander! Hinsetzen und schon stoßen meine
Knie an den Sitz des Vordermanns. Das kenne ich von unseren Mexiko-Flügen im
Jahre 2002 mit den Lufthansa-Jumbos; es hat sich nichts geändert. Beinfreiheit
Fehlanzeige!
Um 10.00 Uhr kein Abflug. Erst mussten noch die Tragflächen
enteist werden (30 Minuten). Dann stellte man fest, dass ein Passagier nicht
erschienen war (32 Minuten). Sein Gepäck musste entladen werden (Pilot
sinngemäß: Das sei kein Problem. Man wisse genau, wo jedes Gepäckstück ist, das
sei alles eingescannt.).
Danach Vorrollen in Richtung Startbahn. Dann irgendwo draußen
Halt.
Pilot: „Eisproblem mit einem Triebwerk“. Wir hatten eine
Lufttemperatur so um den Gefrierpunkt, befanden uns in Mitteleuropa und nicht
irgendwo auf einer Piste in der Antarktis, umgeben von Packeis.
Es ist nach 11.00 Uhr. Maschine für Maschine rollt an uns
vorbei. Dann die Ansage des Piloten: „Motor defekt. Wir werden einen
Flugzeugtausch vornehmen.“ Aufatmen. Erstens durften wir aus dieser Schrottmühle
heraus, zweitens konnte man sich die Beine vertreten und mal vernünftig aufs Klo
gehen. Zunächst aber warten wir!
Um 12.25 Uhr Ansage des Piloten, es sei ein Controller defekt.
Die Ingenieure würden daran arbeiten. Reparaturdauer vermutlich 45 Minuten. Kein
Flugzeugtausch. Dennoch werde, so der Pilot, eine zweite Maschine vorbereitet.
Für den Fall, dass der Schaden nicht behoben werden könne.
Jetzt werden erstmals die Flugbegleiter aktiv. Sie verteilten
in der Economy-Class 1 Gläschen Orangensaft (wahlweise auch Wasser) und für
jeden Fluggast ein Tütchen mit "15 Gramm Gold-Fischli“. Das motiviert! Um 12.57
Uhr wurde ein Disney-Film gezeigt. Vom Bordpersonal keine Spur. "Die müssen ein
Versteck haben", sagt jemand.
Pilot um 13.23 Uhr: Reparatur voraussichtlich erfolgreich,
Testlauf des Motors sei erforderlich, außerdem ein erneutes Enteisen der
Tragflächen. Pilot spricht „Dank für die Geduld“ aus. Wessen Geduldsfaden hat er
geprüft? Er hätte sich mal in unseren Teil der Maschine begeben sollen. Wir
hätten ihm schon unsere Auffassung von „Geduld“ interpretiert.
Wir sitzen eingequetscht und eingepfercht auf unseren harten
Sitzen und können uns kaum rühren. Immerhin bewegt sich das Flugzeug in Richtung
Enteisungsstation.
13.59 Uhr Pilot: Enteisen nach Begutachtung durch Fachkräfte
nicht erforderlich.
14.06 Uhr Abflug mit vier Stunden und sechs Minuten
Verspätung!
Permanenter Gedanke: Hoffentlich hält die Kiste!
Filmprogramm mit ständigen Tonstörungen. Purser versuchte
Reparatur. Dennoch war der Ton überwiegend nur ein Gehacke. Brutaler Boxerfilm,
ständige Schläge auf den Kopf. Kinder an Bord. Keine Ausweichmöglichkeit zu
anderen Programmen. Skandalöses, multimediales Mittelalter.
Keine Fußstützen an den Sitzen. Warum eigentlich nicht?
Beschwert sich den eigentlich niemand?
Mein Vordermann ist ein „Kipper“. Diesen Typen kennen Sie,
nicht wahr? Das sind die Zeitgenossen, die ihre Rücklehne selbst beim Essen
ständig nach hinten gekippt haben müssen, wenn es für sie auch noch so unbequem
ist. Spricht man sie freundlich an, glotzen sie doof. Und das sind die, die nach
der Landung kindlich-naiv in die Hände klatschen. Klatscher und Kipper - die
Schrecken der Lüfte. Sollten Sie auch zu diesen Typen gehören, überdenken Sie
Ihre Gepflogenheiten.
Das Essen war befriedigend, wenn auch die Kartoffeln eine
etwas strohige Konsistenz hatten, vermutlich wegen des langen Warmhaltens.
Zum Salat gab es ein 15-ml-Döschen „American-Dressing“ mit den Zusatzstoffen E
415, 412, 410, 406, 330, 202 und 211. Was man in so einer kleinen Schachtel
alles unterbringen kann! Ist schon toll, gelt, Lufthansa?
Los Angeles Ankunft um 15:41 Uhr, statt 12:35 Uhr.
Unseren geplanten Ausflug nach Marina del Rey konnten wir
streichen. Bis wir unser Gepäck hatten und in unserem Hotel waren dämmerte es
schon. Lufthansa, vielen Dank für die entgangenen Urlaubsfreuden!
(Natürlich hatte ich mich nach unserer Rückkehr beschwert. Die
Lufthansa lehnte jede Wiedergutmachung ab. Antwort: „Es tut uns leid, dass Sie
sich diesbezüglich schlecht betreut fühlten.“ Alleine das Wort „fühlten“ ist in
diesem Zusammenhang eine bodenlose Frechheit. Selbstverständlich habe ich
Widerspruch eingelegt. Auch der wurde abgeschmettert. Am 28.01.2006
Beschwerde-Fax mit vierseitigem Fragebogen an das Luftfahrtbundesamt. Von der
Lufthansa keine Reaktion. Am 23.03.2006 das Luftfahrtbundesamt mit Email (fluggastrechte@lba.de)
auf die fehlende Antwort aufmerksam gemacht. Antwort vom LBA sagte sinngemäß,
dass ich etwaige privatrechtliche Ansprüche auf dem ordentlichen Rechtsweg
geltend machen kann. Bis heute (31. Juli 2006) keine Reaktion seitens der
Lufthansa. So viel zum Thema Kundenservice!)
Hoffentlich bekommen wir keine Flugpreisnachforderung wegen
der "Gold-Fischlis" und weil wir unsere Aufenthaltszeit an Bord erheblich
überschritten hatten.
Später Vogel: B 747-400 "Potsdam" der Lufthansa
Flug LH 777 von Singapore nach Frankfurt am 20. Januar 2006,
planmäßige Abflugzeit 23.59 Uhr. Mit 50minüter Verspätung abgehoben. Ein Film im
Bordprogramm mit den üblichen Tonstörungen. Kriegen die das denn gar nicht in
den Griff? Danach für lange Zeit ein schwarzer Bildschirm und Dunkelheit im
Flugzeug. Gelegentlich huschte ein Flugbegleiter mit einer Taschenlampe durch
die Gänge. Gespenstisch. Danach wieder ein Film. Meine Frage an eine
Flugbegleiterin, warum in der mehrstündigen Pause nicht das Positions-Programm
("Air Show") gezeigt wurde, beantwortete sie sinngemäß, dass die Passagiere
schlafen wollten. Aha! Darum kam auch niemand mit Getränken vorbei.
Vor mir ein Kipper mit künstlich gekräuselten Haaren.
Auch in dieser B 747-400 die typisch enge und harte
Recaro-Bestuhlung und keine Fußstützen.
Mit welchem Recht ist diese Fluggesellschaft mit dem Habitus
eines Billigfliegers eigentlich so teuer?
Unsere Erfahrungen werden selbstverständlich bei künftigen
Reisen eine Rolle spielen. Die Lufthansa werden wir auf gar keinen Fall mehr
wählen.
Liebe Leserin, lieber Leser, wir haben auf unserer Reise auch
andere Fluggesellschaften kennen gelernt. Aber die spielen in einem anderen
Orchester.
Fortsetzung
Los Angeles
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