Die türkische Riviera zwischen Antalya und Alanya
"Riviera". Das Wort entstammt dem Italienischen
("Riva") bzw. dem Französischen ("Rive"),
das in beiden Sprachen "Küste,
Ufer" bedeutet. Damit soll ein besonders schöner Küstenabschnitt
bezeichnet werden. Meist geschieht die Benennung aus Marketinggründen. Rivieren gibt es
daher in Europa wie Sand am Strand,
von Kaukasien bis Mecklenburg. Berühmt ist vor allem die
Côte d’Azur, die exklusive Riviera im Süden Frankreichs. Als "türkische Riviera" wird im engeren
Sinne die überwiegend von Hotels gnadenlos verbaute Landschaft zwischen Antalya
und Alanya bezeichnet. Im weiteren Sinne ist das nach offizieller
Lesart jedoch die Küste
von der südlichen Ägäis, etwa ab Çeşme, bis zum Ort Anamur.
Die Küstenlinie ist dort, wo sich Sandstrand
oder auch nur Schottersteine blicken lassen, rücksichtslos zugebaut mit oft riesigen,
wenngleich auch meist architektonisch sehr interessanten Hotels. Die
Qualitäts-Sterne in den Katalogen der Reiseveranstalter scheinen gelegentlich selbstgebastelte zu sein. Nur selten
sind deren fünf Sterne gleichwertig mit denen eines Pera Palace oder
Istanbul Hilton. Findige Katalogautoren haben deshalb den Begriff
"Landeskategorie" kreiert, mit dem mancher Mangel kaschiert werden kann.
(Obwohl es in der Türkei ein offizielles Bewertungssystem zur
Feststellung der Hotelqualität gibt, das nicht wesentlich von dem
deutschen System abweicht.)
Nette Flaniermeilen und Orte für
Geruhsamkeit sind in akzeptabler Nähe zu den Hotels kaum zu finden.
Platz für "Romantik" ist Fehlanzeige. Die lauschige Taverne mit
dezenter, heimischer Musik gibt es kaum; in
Side und
Alanya mag man
sicher fündig werden. So nebenbei: Side verfügt über ein antikes
Erbe, das zu besichtigen sich lohnt, was sich von der trostlosen Stadt
Manavgat nicht behaupten lässt. Dieser Ort wird mitsamt des Flusses und
des Touristen-Marktes als des Urlaubers Highlight angepriesen. Das kann
nur ein dummer Scherz eines Marktschreiers sein! In den
Einkaufszentren der Ortschaften
erlebt der Besucher zuverlässig einen Spießrutenlauf, weil er unentwegt von Händlern bedrängt wird, die Imitate und Ramsch verhökern wollen. Das nervt spätestens nach dem
hundertsten Kontakt, und es droht der Verlust der Contenance. Und
gerade das kritiklose Publikum strömt aus allen Herren Ländern dort ein,
und ihm gefällt dieses Tohuwabohu. Diese Klientel schätzt den
ohrenbetäubenden Lärm der Hoteldiscos, eine überlaute Animation, den
Alkohol, die Anmache à la Polonaise Blankenese, sein All-Inclusive bis
zum Abwinken und die rund-um-die-Uhr-Versorgung in
Wellness-Einrichtungen. Da die Eß- und Tischkultur
zwischen den europäischen Völkern durchaus extrem unterschiedlich sein
kann, gibt es an dieser Stelle möglicherweise kaum vorhersehbare
Reibungspunkte, je nach gewohntem Niveau.
Man darf jedoch nicht verkennen, dass es
viele Menschen
gibt, die nur Entspannung im Hotel suchen, die sich im Hamam, in der Sauna,
im Schwimmbad, am Strand und in der Muckibude vom Stress des Lebens erholen möchten, und die mit
Besichtigungen und der Außenwelt nichts am Hut haben wollen. Vielleicht
auch deswegen, weil sie schon alles gesehen haben. Das muss man als
Andersdenkender tolerieren! Diese Urlauber werden
in den entsprechend gut ausgestatteten Hotels sehr zufrieden sein.
Alle anderen
Besucher sollten
die Hotel-Ghettos an der türkischen Riviera möglichst meiden. Es gibt
dort auch andere und sehr gute Hotels.
Hier sind 76 Fotos
von der türkischen Riviera
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