Ephesos -
71 Fotos von Heinz Albers |
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Ephesos -
Ephesus
Im Altertum eine der bedeutendsten Städte der Welt Es ist schon erstaunlich, dass Ephesos, eine Stadt mit einer derartigen Bedeutung und einst mit vermutlich 200.000 Einwohnern eine der größten Metropolen der Welt, von ihren Bewohnern aufgegeben und verlassen wird und innerhalb weniger Jahrhunderte verfallen und in Vergessenheit geraten kann.Der Philosoph Heraklit ("Der Krieg ist der Vater aller Dinge", lebte ca. 520 - 460 v. Chr.) stammt aus Ephesos. Er verfluchte die Epheser und forderte sie auf, sich Mann für Mann zu erhängen und den Kindern die Herrschaft zu überlassen. Vielleicht setzten seine Mitbürger Jahrhunderte später diese Aufforderung in die Tat um?Ephesos war zur Zeit der Römer eine moderne, saubere Stadt. Es gab eine Kanalisation, öffentliche Toiletten, Theater, Sportstätten, Bäder und ein Freudenhaus. Lebenslust, Erotik und Sinnenfreuden wurden öffentlich gezeigt. Menschen aus vielen Ländern lebten hier und trieben Handel. Das Leben auf den mit Marmor belegten Straßen war bunt und voller Trubel. Staatsmänner und Feldherren (Hannibal) besuchten diese Weltstadt. Apostel und die Jesusmutter Maria weilten hier. Damals war Efes, wie die Türken diese Stadt nennen, eine Hafenstadt. Noch im Jahre 1611 bemerkte der schottische Reiseschriftsteller William Lithgow: "Das Erste, was wir auf der Fahrt entlang der ionischen Küste sahen, waren die Ruinen der Stadt Ephesus…" Heute liegt Ephesos sechs Kilometer weit von der Küste weg; und nichts würde Lithgow vom Meer her von dieser Stadt sehen. Ephesos beherbergte eines der Sieben Weltwunder der Antike, den Artemis-Tempel (Artemision), von dem heute nur noch eine Säule zu sehen ist. 120 Jahre wurde an dem Tempel gebaut, und im Jahre 356 vor unserer Zeitrechnung vernichtete Herostratos durch Brandstiftung in wenigen Stunden das Heiligtum. Alsbald entstand an der selben Stelle ein imposanter Neubau, der im Jahre 262 unserer Zeit von den Goten zerstört wurde. Und die Bewohner der Umgebung gaben ihm den Rest: Sie verwendeten die Steine der Ruine zum Bau ihrer Häuser und Ställe. Ein Teil wurde auch nebenan in der Johanneskirche verbaut. So ging vor über 1700 Jahren die tausendjährige Geschichte des Artemistempels zu Ende. Wer war eigentlich Artemis? Sie war Tochter des Zeus, Göttin der Gebärenden, des Mondes und der Jagd. Sie zog mit ihren Gefährtinnen, den Amazonen, durch die Wälder. Die Römer nannten sie Diana. Die Statue der Artemis wurde mit einem Umhang dargestellt, der mit 24 Stierhoden verziert war, denn sie war auch die Göttin der Fruchtbarkeit. Der Artemis-Tempel befindet sich nicht unmittelbar im heutigen Ephesos, sondern etwa 2 km Luftlinie nordöstlich am westlichen Stadtrand von Selçuk. Nur eine aus Teilen zusammengesetzte Säule erinnert noch an den herrlichen, imposanten Prachtbau. Und ein kleiner Krötenpfuhl nebenan deutet noch heute auf die ehemals unmittelbare Nachbarschaft des Meeres hin. Der britische Archäologe John Turtle Wood brauchte sieben Jahre, um den unter einer meterhohen Sandschicht verschütteten Tempel zu finden. Das war am 31.12.1869. Die Archäologen haben im Laufe der Zeit viele prachtvolle Gebäude aufgedeckt und wieder aufgebaut. Das wird durch meine Fotos (siehe oben) hinreichend dokumentiert. Ein Ausflug nach Ephesos lohnt sich allemal. Einsamkeit werden Sie allerdings kaum vorfinden, denn heutzutage besuchen jährlich mehrere Hunderttausend Touristen aus aller Welt die Stadt. Sie ist damit eine der Hauptanziehungspunkte der Türkei geworden und gewinnt so einen Teil ihrer historischen Bedeutung wieder. Dieses war mein dritter und voraussichtlich letzter Besuch von Ephesos. Beim ersten, 1966, war alles noch ganz anders. Beispielsweise war die Celsus-Bibliothek noch nicht vollständig errichtet, viele Gebäude und Fragmente lagen noch als Trümmer im Gelände herum, Besucher waren rar. Und als ich mich nach dem Artemis-Tempel erkundigte, zuckte man nur mit den Schultern. Fatal wirkt diese Reaktion, wenn man bedenkt, wie damals der Tempel der Artemis auf die Menschen gewirkt haben muss, wie Antipatros von Sidon im 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung schilderte: "Babylons ragende Stadt, ich sah sie mit Mauern, auf denen Wagen fahren. Ich hab Zeus' am Alpheios gesehn, sah des Helios Riesenkoloss und die Hängenden Gärten, auch den gewaltigen Bau der Pyramiden am Nil und des Mausolos prächtiges Mal. Doch als ich dann endlich Artemis' Tempel erblickt, der in die Wolken sich hebt, blasste das andre dahin. Ich sagte: 'Hat Helios' Auge außer dem hohen Olymp je etwas Gleiches gesehn?'" Einen guten Überblick über Ephesos erhält man, wenn man sich das "rekonstruierte Ephesus" einmal im Animationsfilm anschaut. Danach kann man auch sehr gut nachvollziehen, welche Arbeiten in den nächsten Jahrzehnten noch anstehen, um die Stadt, die von der Bronzezeit bis zum Mittelalter bewohnt war, auferstehen zu lassen - jedenfalls ansatzweise. Es gibt noch viel zu tun! Die Grabungsgeschichte von Ephesos ist hier dokumentiert. Vielen ist nicht bekannt, dass in Ephesos die sogenannte "Königsstraße" ihren Anfang nahm. Diese Straße wurde im 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung unter dem Perserkönig Dareios erbaut. Sie führte von Ephesos über die Satrapie Sardes (Lydien), durch die Provinz Kappadokien, über den oberen Euphrat zum Tigris und schließlich zu dem 2.500 km entfernten Susa, der Residenzstadt der Perserkönige. Entlang der Strecke befanden sich laut Herodot 111 "königliche Rastplätze mit den schönsten Herbergen", auf denen Pferde- und Reiterwechsel durchgeführt werden konnten. So war es möglich, Botschaften innerhalb von sieben Tagen vom Rande des Persischen Golfs an das Mittelmeer zu senden. Auf gewöhnliche Art des Reisens verlängerte sich die Reisedauer für die 14.045 Stadien von Ephesos nach der Memnonstadt Susa auf 93 Tage. Das schrieb der griechische Geschichtsschreiber Herodot (Fünftes Buch, Kapitel 52 - 54). Diese Königsstraße hat bis in unsere Zeit als Begriff "Königsweg" überdauert. Der Königsweg bezeichnet eine bestmögliche, ideale Lösung, den besten Weg zu einem Ziel. |
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