Döneken Nr. 71 - 80



71
1962 fuhren wir mit französischen Einheiten bei schwerer See Manöver in der Nordsee.
Genau zu dem Zeitpunkt als das Wetter so richtig tobte, saß ich als Höhenrichtmann auf dem Vorschiff im damals so genannten Geschütz 51. Da musste ich das Rohr von Hand 'rauf und 'runter kurbeln, die Kanone drehte sich immer wie verrückt manchmal automatisch nach links und rechts hin und her, und wir knallten alle naselang - natürlich vor allem vorn - in die Brecher hinein. Dazu kamen andauernde heftige Kursänderungen. So etwas hält kein Magen aus, und so kotzte ich mir bei alldem die Seele aus dem Leib, besser in mein Taschentuch. Das habe ich dann etliche Male oben aus der kleinen rechteckigen Öffnung schräg vor mir nach oben gehalten und den Schmierkram 'rausgewrungen. Mann, da kam Freude auf! Lothar Soll



72
Brest, 21.11.1965.
Mit Jean Pierre Dupont, 32 Avenue du Maine Arnaud, 17200 Royan, einem Funker des französischen Zerstörers D633, EE Duperré, war ich in Brest unterwegs gewesen. Dabei hatten wir natürlich auch einige Kneipen besichtigt.
Irgendwann zum Abschluss der anstrengenden Runde landeten wir in der „Tango Bar“, nicht weit vom Liegeplatz unserer Schiffe entfernt. Die Tango Bar war eine kleine, einfache Pinte, wie man sie in Frankreich häufig antreffen kann. Sie lag in der Rue de Lyon 44; heute befindet sich dort die "Bar Le Yaka". Rechts vor Kopf ein breiter Tresen, links an der Wand und in der Mitte einige Tische. Als ich die Kneipe betrat, waren bereits einige Kameraden von dem französischen Zerstörer Duperré und von Zerstörer 1 anwesend, unter anderem Funker Buddy Budler. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Hoch die Tassen lautete das Motto!
Direkt beim Betreten der Kneipe wurde ich von der Bedienung nach meinen Wünschen gefragt. Da ich über rudimentäre Französisch-Kenntnisse verfügte, orderte ich laut - auch um Eindruck zu schinden - in holprigem Französisch eine große Flasche einfachen Rotwein: “Une grande bouteille de vin rouge, très ordinaire, s'il vous plaît.” (Das war auch der einzige Satz, den ich halbwegs in dieser Sprache kannte.) Da herrschte plötzlich Stille in der Tango Bar. Man sah mich an, als käme ich geradewegs vom Mond, und alle wollten wissen, woher ich das könne.
Der Wein war gut und billig und führte dazu, dass ich am späten Abend völlig abgefüllt war. Heinz Albers



72a
Über das Döneken 72 habe ich mich besonders gefreut. An diesen Abend habe ich noch sehr gute Erinnerungen - da ich mit Mademoiselle Ginette in den Keller gehen musste(!), um Nachschub an Weinflaschen zu besorgen. Ich habe noch eine Visitenkarte von damals:  Brest: Visitenkarte Tango-Bar
Wenn ich die Beschreibung des "Schankraumes" der Tango-Bar Revue passieren lasse, dann sehe ich noch bildlich, dass, wenn man zur Toilette gehen wollte, es durch die oder eine Küche ging. Dahinter befand sich ein "französisches Klo", das für Ungeübte ein Abenteuer bedeutete! Dort waren 2 Haltegriffe und ein Bodenbecken mit einem Loch in der Mitte. Links und rechts befanden sich rutschfeste Stützflächen für die Füße. Wenn man Pipi machte, war es wichtig, auf die Hosenbeine zu achten, damit sie nicht besprenkelt wurden. Bei größerem Geschäft war die einfachere Lösung - Hose aus.
Ich kann mich heute erinnern, dass ich an dem besagten Abend nicht mehr durchblickte, was ich zu zahlen hatte (die Wirtin allerdings auch nicht). Deshalb bin ich am nächsten Tag noch mal hin und habe meine Rechnung beglichen und Ginette hat mir dann anschließend Brest gezeigt. Peter Budler



72b
Die Tango Bar war auch uns RD 23 nicht unbekannt. Der "vin rouge ordinaire" war auch für Uwe, mich und einige andere ein sehr süffiger Wein, dessen Wirkung ich leicht unterschätzt hatte. Wir lagen ja in Brest im Päckchen am Liegeplatz, mussten also zuerst über die Gangway der Franzosen bis wir auf Zerstörer 1 kamen. Mitten auf der Gangway wurde ich auf einmal "seekrank" und bekam einen Blutsturz oder sollte es zu viel Rotwein gewesen sein? Zum Glück hielt mich Uwe von hinten am Kragen fest, so dass ich mich unfallfrei entleeren konnte. Wolfgang Siebentritt



73
Anlässlich unseres Aufenthalts im Juni 1963 im Marinehafen Norfolk (VA) durften wir fast ungläubig das Wunder des US-amerikanischen Fernsehens genießen: Farb-TV, zwar in Bonbonfarben im Stile des Prachtschinkens "Vom Winde verweht", jedoch ergänzt durch eine weitere sensationelle Neuigkeit: Werbepausen! Gut, habe jedenfalls ich gedacht, wie schön, dass wir Derartiges in Deutschland niemals werden ertragen müssen. Nun ja zugegeben, irgendwie witzig und umwerfend amerikanisch war das für uns europäische Urmenschen ja schon. Als dann eines Tages dieses Zeugs jedoch auch zu uns gekommen war und später sogar die doch öffentlich-rechtlichen ZDF-19 Uhr-Nachrichten und der anschließende Wetterbericht durch Werbung getrennt wurden, lieferte ich mir wochenlang einen recht einsatz-, nicht jedoch unbedingt erfolgreichen Schriftwechsel mit dem ZDF. Noch heute ist meine Verzweiflung über dieses längst etablierte deutsche TV-Werben derartig groß, dass in unserem Hause bis in meine eigene Endlichkeit Fernseh- oder Rundfunksender mit täglicher Werbung rund um die Uhr nicht vorhanden sein werden. So schließt sich im Erinnern an unsere Marinezeit der Weg, den vielleicht manche von uns zurückgelegt haben, um 1963 auf Zerstörer 1 in den USA und heute hier in Deutschland fernzusehen. Lothar Soll



74
Anfang August 1966 kamen 2 neue Versorger an Bord von Zerstörer 1, ein Maat und ein Obergefreiter als Wiedereinsteiger (war schon vorher mal bei Flottens und kam dann im Zivilleben beruflich nicht mehr zurecht). Ende August liefen wir zum Manöver in die Ostsee aus und wurden dort mal wieder verhauen. Die beiden Neuen wurden mir vom Versorgungsmeister in der US-Versorgung zugewiesen, da feststand, dass ich zum 1.Oktober zum 2. S-G versetzt werden sollte und außer Onkel Jonny und mir keiner Bescheid wusste.
Also saßen wir drei achtern im US-Versorgungsschapp, und ich versuchte die Beiden in die US- Ersatzteilbeschaffung einzuweihen. Plötzlich fragte mich der Maat, ob er meinen Parka haben könne, er müsse an die frische Luft. Ich habe ihm meinen Parka geliehen und ihm gesagt, er solle sich nicht an Oberdeck sondern besser auf dem Aufbaudeck aufhalten. Kurze Zeit danach verschwand auch der Obergefreite um frische Luft zu schnappen.
Da ich keine Lust hatte, mir alleine die Schubladen ins Kreuz hauen zu lassen, machte ich das Schapp zu und fuhr Sturmroutine, d.h., legte mich in die Koje. Kurz nach 4 Uhr nachmittags kam die abgelöste Wache und haute sich bei dem Sauwetter natürlich auch sofort in die Kojen. Kurz danach kam ein junger und frischer Leutnant ins Deck und forderte die Kameraden auf, sich besser an der frischen Luft und nicht in unserem Mief aufzuhalten. Einen Teil konnte er wirklich überreden und verließ erst mal das Deck, nur um kurze Zeit später nochmal zu erscheinen und den Rest hinaus zu scheuchen. Als er mich dann unten in meiner Koje liegen sah wollte er wissen, was ich dort mache. Ich sagte ihm, dass ich Sturmroutine führe, da meine beiden Lehrlinge nicht dienstfähig seien. Also zog er ab. Kurze Zeit später kamen alle Kameraden lachend wieder ins Deck zurück und sagten: "Der Leutnant steht oben und füttert die Fische."
So kann es einem gehen, wenn man frisch an Bord ist, aber keine Ahnung vom Seegang hat, während die Kameraden mit Erfahrung wussten, wie man sich bei Sturm verhält. Der Maat hieß Peter Styrnol, wie ich jetzt aus der Besatzungsliste unter "Fletcher-Oldies" erfahren habe. Peter Engler



74a
Während des unter Nr. 74 angesprochenen Manövers fuhr Zerstörer 1 Kriegsmarsch. Ich befand mich damals im Turm Delta, und wir warteten kurz vor Mitternacht auf die ablösende Wache.
Es war sehr rauhe See. Daher wunderten wir uns nicht, als plötzlich der Kriegsmarsch aufgehoben wurde und der Befehl durchkam: "Betreten des Oberdecks verboten! Verkehr nur über Aufbaudeck!"
Den wahren Grund erfuhren wir dann kurze Zeit später.
Ein Heizer wollte von einem der vorderen Kesselräume in den Turbinenraum 2 und ging deshalb auf der Backbordseite über Oberdeck. Als er das Schott vor der Wachtmeisterei aufmachte (der Einstieg zum T 2 war direkt rechts hinter dem Schott), um nach T 2 hinunter zu steigen, holte der Dampfer über und ein schwerer Brecher knallte gegen das Schott und drückte es dem Heizer ins Kreuz. Dadurch drang ein Vorreiber in den Bauch des Heizers und riss ihm die Bauchdecke auf. Der Wachtmeister, der mit Erlaubnis seine Gefechtstation verlassen hatte und in der Wachtmeisterei saß um dort etwas zu erledigen, wunderte sich über den plötzlichen Wassereinbruch in seinem Schapp. Er öffnete seine Tür und sah den Heizer dort liegen. Er machte Meldung an die Brücke. Sofort wurde die Verdunkelung aufgehoben und der Heizer ins Sanischapp getragen.
Da der Verletzte an Bord nicht operiert werden konnte, liefen wir direkt nach Kopenhagen. Dort wurde er in ein Krankenhaus gebracht.
Anscheinend um den Fehler zu vertuschen, wurde von der Schiffsleitung behauptet, das Betreten des Oberdecks schon vorher verboten zu haben. Aber weder wir auf Gefechtsstation noch die unter Deck befindliche ablösende Wache hatte etwas davon gehört. Selbst unser Wachtmeister bestätigte mir bei meiner Reserveübung 1970 beim 1. MFG, dass dieser Befehl erst nach dem Unfall durchgegeben wurde. Es war ein schlechter Tag für die deutsche Seefahrt, denn in der selben Nacht (14.09.1966) soff das U-Boot S170 "Hai" ab und in New York brannte die "Hanseatic". Peter Engler



74b
Als wir nach dem Manöver wieder in Kiel eingelaufen waren freuten sich viele (auch ich als Ehemann) darauf, mal wieder ein langes Wochenende daheim verbringen zu können. Aber daraus wurde nichts, denn Z 1 bekam den Befehl Seeklar zu machen, um das mittlerweile geborgene U-Boot Hai auf seinem Weg von der Doggerbank nach Schlicktown zu begleiten. Also Wochenendurlaub vergessen und auf den Auslaufbefehl warten. Dieser kam aber nicht, da irgend jemandem eingefallen war, dass nach dem Manöver die Wilhelmshavener Torpedofangboote in Kiel eingelaufen waren und diese ja die uns zugedachte Aufgabe übernehmen könnten.
Und so hieß es spätabends für die Heizer "Feuer aus", und der vorgewärmte Treibstoff wurde in die Tanks zurück gepumpt, was für die Mannschaften in den Decks ein paar Tage lang heiße Füße bedeutete. Anschließend ereignete sich dann eine kleine Episode, die mal wieder von der Dummheit und Arroganz mancher Kameraden zeugte:
Da ja nun feststand, dass das lange Wochenende versaut war, wollte ich wenigstens in der Cafeteria noch ein paar Bierchen lenzen (vorher gab es ja nichts wegen Auslaufen) und marschierte auf der Backbordseite nach vorn als ich sah, dass aus dem vorderen Kesselraum dichter weißer Qualm aufstieg. Zum Glück war in der Cafeteria ein Heizer anwesend, dem ich dieses erzählte. Der stieg dann in den Kesselraum runter. Er stellte unten fest, dass einige Ventile noch offen waren und verschloss diese, wobei er sich Verbrennungen an den Händen zuzog. Der Qualm versiegte und er kam fluchend wieder hoch, als ein vorbei kommender Heizermaat ihn fragte, was denn los sei. Er erzählte ihm was vorgefallen war und fragte den Maat, wer Fahrmaat bei "Feuer aus" gewesen sei. Der Maat antwortete, dass er es gewesen sei. Daraufhin musste er sich vom Heizer etwas über Verantwortung und Pflichtbewusstsein anhören. Als der Maat dann seinen Dienstgrad rauskehren wollte sagte ihm der Heizer nur: "Jetzt noch ein Wort und ich schmeiße Dich außenbords", worauf der Maat sich dann still verdrückte, denn er wußte, wenn der Heizer mit dieser Sache zum Kommandanten gegangen wäre, hätte es schlecht für ihn ausgesehen. Peter Engler



75
Wir hatten in der Schreibstube auf Zerstörer 1 einen Gast (VS 61) namens Schmidt, der Abitur hatte. Der mochte mich nicht (komisch, so doof war ich eigentlich auch wieder nicht), und bei irgendeinem Anlass hielt er mir vor, dass ich für ihn nicht "satisfaktionsfähig" sei. Das Wort kannte ich bis dahin überhaupt nicht, und später - beim Durchsehen der Reste meines am 31.10. 1961 abgesoffenen Lexikons - begriff ich, was der Typ mir damit sagen wollte.
Dieser Gefreite Schmidt betätigte sich als Hobbyfriseur. In seiner Wut auf uns "Uffze" hatte er gestandenen Obermaaten auf Z1 den Kopf dermaßen entstellend frisiert, dass diese hinterher in ihrer Not sich selbst fast eine Glatze geschnitten haben, nur um ihren von Schmidt vorsätzlich versauten Kopf vor weiteren Veralberungen zu schützen. Damit man nicht glaubt, dass ich spinne: Dieter Freund war DAS Opfer des Schmidt, und das hat Dieter mir erst vor ein paar Tagen am Telefon ausdrücklich bestätigt.
Toll, der Schmidt mochte mich dem Anschein nach also nur deswegen nicht, weil ich die Frechheit besaß, Maat/Obermaat zu sein. Lothar Soll



75a
Es ging 1962 Mit Zerstörer 1 in Richtung Nordkap.
Während meine Brückenwache sprach mich Schorsch Nippe auf meinen Haarschnitt an. „Mensch, Freund, wer hat ihnen diese Genickschussbremse verpasst?“ Ich sagte ihm, dass dies meine Frau war, die mich vor dem Auslaufen frisiert habe.
An Bord hatten wir einen 11er, der gelernter Friseur war, aber keine Zeit für uns hatte. Er sagte mir, der Gefreite Schmidt aus der Wachtmeisterei könne auch Haare schneiden.
Schmidt bestellte mich nach dem Abendbrot in das Sanischap. Ich hockte mich auf einen Schemel, bekam ein weißes Tuch um und Schmidt ziepste mit einer Handmaschine an meiner Wolle 'rum. Ich fragte Schmidt, ob er sein Handwerk auch verstehe. Er beteuerte: „Jawohl, Herr Maat.“ Nach einiger Zeit verlangte ich einen Spiegel. Ich fiel fast vom Schemel. Meine Haarpracht war mit erheblichen Macken versehen. Ich brach sofort die Sitzung ab und machte gute Miene zu diesem Spiel. Obwohl mir Schmidt wiederholt beteuerte, sein Handwerk zu verstehen, verließ ich den „Salon“.
In der U-Messe angekommen fielen die Kameraden fast von ihren Sesseln. Nachdem ich ihnen den Vorgang geschildert hatte, waren alle der Meinung, dass ich am nächsten Tag so nicht zur Morgenmusterung erscheinen könne. Einer gab mir den Rat, zu Bruno Endrullis zu gehen. Der würde mir helfen. Bruno war Maat und Heizer. Er hatte von 20.00-24.00 Uhr Maschinenwache. Ich runter in den Maschinenraum und zeigte dem Leitenden und Bruno meine Haarpracht. Beide waren sich einig, dass hier Abhilfe geschaffen werden musste. Bruno durfte seinen Platz nicht verlassen, und so schnitt er mir mit der Schere aus unserem Nähzeug vor dem Brenner die Haare. „Dieter, ich muss dir einen hochtragenden Sportschnitt verpassen“, lautete seine Ankündigung. Mir war alles völlig egal. Hauptsache, ich konnte mich wieder unter Menschen wagen. Ich weiß nicht, wie lange wir vor dem Brenner saßen. Jedenfalls hatte mir Bruno einen Bürstenschnitt verpasst. Der Leitende und ich waren begeistert von Brunos Arbeit. Auch die Kameraden in der Messe waren von der neuen Frisur angetan.
Bei der Morgenmusterung holte mich Schorsch Nippe vor die versammelte Mannschaft. „Kameraden“, sagte er, „so möchte ich den Haarschnitt in meiner Division sehen.“ Oberleutnant z.S. Nippe hatte ja auch eine recht kurze Frisur. Als ich sehr viel später einen Friseur aufsuchte sagte mir dieser, dass dies eine hervorragende Arbeit war. Bruno könne bei ihm anfangen. Dieter Freund



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Nachdem ich vom 1.10.64 bis 31.3.65 auf Zerstörer 1 als "Schieberaufsatz" im Turm Bravo und vom 1.4.65 bis 31.3.66 als Seitenrichtmann im Turm Charlie war, wartete ich nach dem großen Stellenwechsel am 1.4.66 gespannt auf meine neue Gefechtsstation. Ich freute mich riesig, als ich meine neue Rollenkarte bekam, hatte ich doch "heimatnahe Verwendung", d. h. ich war für den Handlingsraum in Turm Delta eingeteilt, keine 7 Meter von meiner Koje entfernt und sah mich schon bei Gefechtsalarm ohne Schießen in der Koje liegen. Einige Tage später fragte mich ein Ari-Maat, wo denn meine Station sei. Als er dann hörte, dass es der Handlingsraum Delta sei, sagte er zu mir: "Engler, das gibt es nicht. Du gehörst nach oben in den Turm!" Und er sorgte schnellstens dafür, dass ich in den Turm Delta kam. Blöder Ari-Mixer!
Für alle die nicht wissen, was ein "Schieberaufsatz" ist, hier die Erklärung: Der Schieberaufsatz bekam von der Feuerleitzentrale gesagt, wie die Entfernung und die Richtung des Zieles war. Danach musste er die Angaben mit einem kleinen Gerät ins Visier des Seiten- und Höhenrichtmannes eingeben, da diese ja wegen geschlossener Luken nichts sahen. Die Höhe und die Richtung des Rohres wurden sodann nach dem Fadenkreuz im Visier ausgerichtet. Dieses traf aber nur zu, wenn der Turm von Hand bedient wurde. Wurden die Türme von der Feuerleitzentrale gefahren, war der Schieberaufsatz arbeitslos. Peter Engler



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Wir hatten auf Zerstörer 1 mal wieder einen Präsidenten zu wählen. Diese Präsidentschaftswahl (damit war der Hansen-Rum „Präsident“ gemeint) war eine sehr feuchte Angelegenheit.
Gegen 23.00 Uhr befahl unerwartet der IO Pröttel auf Gefechtsstation: „Gefechtsalarm zur Übung!“
Ich war Turmführer Geschütz Bravo. Ziemlich benebelt kam ich nach Überwindung einiger Hindernisse im Turm an. Auf die Jungs im Geschütz konnte ich mich aber verlassen, hatten sie es doch schon gefechtsklar gemeldet.
Aber dann ging es los! Sie mussten irgendwie mein präsidiales „Mundwasser“ gerochen haben. Die Rasselbande ließ mich im Geschütz Karussell fahren. Der Turm drehte von Backbord nach Steuerbord und zurück und mein Magen auch. Einer war so clever und reichte mir nach dem ersten Bäuerchen die Pütz. So blieb der Turm sauber. Dieter Freund



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Auslaufen Wilhelmshaven 1963 nach Amerika. Zum Abendbrot gab es auf Zerstörer 1 Schaschlik.
Die Nordsee zeigte lange Wellen und der Dampfer machte krumm.
Nach dem Essen standen wir an Oberdeck, Wellenbrecher StBd-Seite: Jupp Zubeck, Schorsch Nippe (unser SWO, Olt.z.S. Nippe), Friedel Gröne und andere Kameraden.
Mir wurde mulmig in der Magengegend und opferte für Rasmus. Lag wahrscheinlich am Schaschlik, das recht kräftig gewürzt war. "Mensch, Freund", sagte Schorsch Nippe, "reine Nervensache!"
Mir ging’s danach wieder gut und wir klönten weiter. Auf einmal verdünnisierte sich unser SWO an den Wellenbrecher und opferte ebenfalls. „Na, Herr Oberleutnant", sagte ich, "reine Nervensache?“ Dieter Freund



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Während meiner Bordzeit auf Zerstörer 1 hatten wir den Funkmeister Bootsmann Kühl an Bord. Unverkennbar war sein Markenzeichen: er hatte seine Halbschuhe vorn und achtern mit Eisenplatten benagelt. Zu hören war er bereits am Toreingang, sodass seine streng erzogenen Funkgasten schon die Ohren anlegten, wenn er über die Stelling kam, weil jeder seiner Gasten schon einmal Bekanntschaft mit unserem Kesselraum gemacht hatte.
Wenn Kühl morgens während der Musterung bei einem seiner Gasten Mängel zu beanstanden hatte, vergatterte er diesen und schickte ihn in den Kesselraum „zum Obertrommel malen“. Da diese Obertrommel bei Vollbetrieb extreme Hitze entwickelte, war es unmöglich, Farbe mit dem Pinsel auf die Fläche zu bekommen, da der Farbpinsel durch die Hitze immer kürzer wurde, bis keine Borsten mehr zu sehen waren. War der Kuttenlecker (Pinsel) borstenfrei, durfte der Funkgast die heiligen Räume der Heizer verlassen und seinem Boss Vollzug melden. So war es eben zu dieser Zeit (1962/63) noch auf Z 1. Wolfgang Simanowski



80
Dieses Döneken ist überwiegend für die Heizer-Crew 63/64 gedacht. Die Mehrheit der Schwarzfüßler kann sich bestimmt noch an den Obergefreiten Thöming erinnern. Er war der einzige Mannschaftsdienstgrad aus Rendsburg/Dithmarschen dem das Hochdeutsch große Probleme bereitete.
Hannes sprach nur Plattdeutsch. Also sprach er unseren Leitenden Ing. Bornmann nur auf Plattdeutsch an, wenn es wieder einmal um Befreiung zum Ernteeinsatz auf dem Bauernhof seines Vaters ging. Hannes suchte immer Ausreden, wenn wieder Seetage bevorstanden, damit er rechtzeitig von Bord gehen konnte. Überwiegend gelang es ihm auch, weil er dem LI bei der Rückkehr Eier und Schinken versprach. Die Seefahrt lag im wohl nicht.
Als Hannes dann auch noch in die Maatenausbildung zur MUS sollte, war das Maß voll. Hannes kehrte bereits nach 14 Tagen an Bord zurück mit dem Kommentar: "Den Blödsinn mache ich nicht mit, die verstehen mich ja doch nicht." Hannes hat dann nach seiner Verpflichtungszeit den Hof seines Vaters übernommen. Ich habe nie mehr etwas von im gehört. Wolfgang Simanowski



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