Döneken Nr. 41 - 50



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Unter der Führung des Oberleutnants Nippe hatte auch ich ein Erlebnis der besonderen Art. Ein kleiner Haufen Zerstörerfahrer wurde eines Tages von Charly ermuntert, mit ihm eine "Wanderung" zu unternehmen. Dagegen war im Grunde nichts einzuwenden, da Bewegung an Land einem Seemann sicher gut bekommt. Dazu muss man wissen, dass die maximale Wanderstrecke auf Z 1 um die 114 Meter betrug, und zwar vom Heck bis zum Bug. Unsere Füße waren also recht entwöhnt, was das Laufen betraf. Leider hatten wir - was die Idee des Herrn Nippe angeht - nicht rechtzeitig begriffen, dass sein Vorschlag, mal eben so einen "Spaziergang" von der Werft in Kiel-Gaarden bis an die Rendsburger Hochbrücke und zurück zu unternehmen, genau 80 Kilometer Wanderstrecke umfasste!
Diese Wanderung mit mitternächtlichem Start vergesse ich mein Lebtag nicht. Schlimm war schon der Hinweg in der Dunkelheit, immer links an der Bundesstraße entlang. Auf dem Rückweg hat uns Deppen die verdammte Pause in Kiel-Russee den Rest gegeben. Charly hatte uns vorm Anhalten gewarnt – aber wir wussten es ja besser! Irgendwann wollte ich in eine Straßenbahn springen, wovon mich Charly aber mit Donnerstimme abgehalten hatte. Mühsam schleppten wir uns zu unserem Schiff und trafen dort nach und nach ein. Gerade auf Z 1 zurückgekommen hat mich ein Kamerad, der mich Trümmerhaufen zunächst ungläubig angestarrt hatte, aufgefangen, als mir die Beine versagten. Das war gegen 16.00 oder 17.00 Uhr. Mit letzter Kraft hatte ich mich in die Koje hoch gekämpft. Dort fing ich an zu heulen, vor lauter Erschöpfung und Freude, das geschafft zu haben. An Bord bin ich aber nicht lange geblieben. Nach einer köstlichen Dusche hab’ ich mich in meine Zivilklamotten und sogar in meine Schuhe gequält und bin doch tatsächlich noch zu meiner Monika gefahren Lothar Soll



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An den von Lothar Soll beschriebenen Gewaltmarsch kann ich mich noch gut erinnern. Wir aus Charlys Division konnten nur schwer unserer Schadenfreude Herr werden, denn zu Charlys großem Kummer war nicht ein Einziger aus seiner Division dabei. Das hätte die Kameraden aus der 3. Division eigentlich misstrauisch machen müssen.
Sport und Fletcherfahren sind zwei Begriffe, die sich gegenseitig ausschließen, gilt es doch jede körperliche - nach Möglichkeit auch geistige - Anstrengung zu vermeiden. Leibesertüchtigung, womöglich noch an frischer Luft, war dem Fletcherfahrer ein Graus. Nach meiner Grundausbildung ist mir bis kurz vor meinem Ausscheiden auch ein derartiges Ansinnen nie angetragen worden.
Doch in Wilhelmshaven veranstaltete die Marine ein Sportfest. Die Organisation war chaotisch, keiner blickte richtig durch, am wenigsten die Listenführer. Jetzt konnte ich fast 3 Jahre Borderfahrung mal so richtig ausspielen. Immer wenn ich fast an der Reihe war, verholte ich zu einer anderen Riege. Am späten Nachmittag war es geschafft: ich hatte nicht an einem einzigen Wettkampf teilgenommen. Ich war schon etliche Wochen zu Hause, da bekam ich ein Päckchen per Kurierfahrer zugestellt. Post vom Spieß. Darin, gerahmt und hinter Glas, vom Ministerpräsidenten unterzeichnet, eine Ehrenurkunde für meine außergewöhnlichen sportlichen Leistungen. Den vom Spieß angebotenen Eintrag in den Wehrpass habe ich nicht machen lassen. Bodo Wetzel



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Im Jahre 1970 hatte die Marine das Verlangen nach meiner werten Mitarbeit und lud mich zu einer Reserveübung bei den Marinefliegern in Jagel ein. Eines Abends in der Kantine fragte mich ein Aktiver, was
meine Kommandos gewesen seien. Als er hörte, dass ich 2 Jahre Zerstörer 1 gefahren war sagte er, dass sein Staffelspieß auch auf Z 1 gewesen sei. Also fragte ich: "Oberbootsmann Anders?" und er sagte: "Nein, Hauptbootsmann Anders." Folglich habe ich ihn am anderen Tag angerufen und es entstand folgendes
Gespräch:
Er: "Anders"
Ich: "Obergefreiter der Reserve Engler, guten Morgen Herr Hauptbootsmann."
Er: "Wer sind Sie?"
Ich: "OGefr. d. R. Engler."
Er: "Kenne ich nicht."
Ich: "Wie, Sie kennen den Versorgungsobergefreiten Engler von Z 1 nicht?"
Er: "Ja sicher, den kenne ich. Sie sind das? Was machen Sie denn hier?"

Nachdem ich ihm dann erzählte, dass ich zur Reserveübung dort sei bat er mich, ihn zu besuchen um ein Pläuschchen zu halten. Also habe ich mich auf den Weg zu seiner Staffel gemacht, und wir haben alte Erinnerungen wieder aufleben lassen. Als dann noch sein Staffelkommandant kam sprang er sofort auf: "Herr Kaleu, darf ich Ihnen den OGefr. d. R. Engler vorstellen, wir sind zusammen Z 1 gefahren und haben zusammen gekotzt." Dem habe ich sofort widersprochen:
"Gekotzt haben Sie, ich war seefest."
Denn jeder Mannschaftsdienstgrad wird sich erinnern, dass bei rauher See die Ronde durch den Wachtmeister ausfiel, während er bei ruhiger See mit seinem Stöckchen die Wollmäuse unter den Spinden hervorholte.
Ich habe dann noch einige Zeit bei ihm gesessen und wir haben über viele gemeinsam erlebte Sachen gesprochen.
Das war gleichzeitig mein letzter Auftritt bei der Marine. Denn 3 Wochen nach dieser Reserveübung bekam ich ein Schreiben vom Kreiswehrersatzamt, dass ich zur Ersatzreserve 3 eingeteilt worden sei. Damit hatte sich das Thema "Reserveübung bei Flottens" für alle Zeit erledigt. Peter Engler



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Am 1. April 1965 wurde ich von der Fernmeldeschule Flensburg zum Zerstörer 1 nach Kiel versetzt. Auf dem Schiff erlebte ich einen Kulturschock erster Güte. Als mir das Deck gezeigt wurde, in dem ich nun ein Jahr ununterbrochen leben sollte, war ich wie vom Schlag gerührt und glaubte zunächst an einen Aprilscherz. Also trug ich in Erwartung darauf, dass sich der böse Spuk alsbald in Wohlgefallen auflösen würde, alles mit einer gewissen Fröhlichkeit. Wer, das waren meine Gedanken, könne schon auf Dauer mit 39 Personen auf 59 Quadratmetern sein Leben leben? Na gut, dachte ich mitleiderfüllt, ein etwas platter Joke; gleich werden die schon mit der Wahrheit herauskommen und uns angemessene Schlafstätten zur Verfügung stellen. Geduldig wartete ich auf die Pointe des Scherzes – ein Jahr lang vergebens.
Meine Koje bestand aus einem Alurahmen mit eingehängtem Drahtunterbau. Darauf lag ein Plastiksack mit Reißverschluss, der das Bettzeug und die Matratze am Lüften hinderte. Bestens geeignet für eine Champignonzucht. Darunter hatte Paul sein Domizil bezogen. Solange ich mich oben ruhig verhielt und mich nicht umdrehte, konnte Paul es aushalten; es wurde meinem Untermieter immer dann etwas eng, wenn ich mich wendete. Dann drehte sich auch der durchhängende Drahtverhau mit, und Paul war gut beraten, diese Bewegungen zu synchronisieren. Unter Paul hatte sich Buddy eingerichtet.
Meine dienstlichen und privaten Kleidungsstücke und sonstige Utensilien konnte ich großzügig in einem Spind mit den Maßen 40 breit, 70 hoch und 40 tief verteilen. Für die Mäntel ("Colanis") gab es einen Gemeinschaftsspind. Da meine Koje an der Hauptverkehrsstraße zu dem Deck der Ölfüße („Heizer“) lag, wurde ich von denen hin und wieder nachts mit der Frage geweckt, ob ich einen Zerstörer kaufen wolle oder mit dem Hinweis, dass das Heizöl billig sei.
Das war alles noch purer Luxus. Als mich erstmals meine Eingeweide um Entladung ersuchten, folgte Part II. des Kulturschocks. Fünf Edelstahlgefäße nebeneinander durch keinerlei Trennwand unterbrochen bildeten eine Reihe des WCs. Man saß dort Backe an Backe mit seinem Nachbarn. Beim Abputzen des Hinterns kam es wegen der Enge schon mal vor, dass man versehentlich den des Nachbarn erwischte. Direkt gegenüber waren ebenfalls fünf dieser Gefäße montiert. Der Abstand zu dem Vis-à-vis war aber so gering, dass man sich im Glanz seiner Augen spiegeln konnte, wenn er unter Verstopfung litt. Das Aufstehen nach erledigtem Geschäft bedurfte wegen des Gegenübers aus nahehängenden Gründen einer gewissen Koordination. Was haben wir uns damals alles bieten lassen! Heinz Albers

Wohndeck der "Funktionäre" auf Zerstörer 1  Funktionärsdeck von Zerstörer 1  Zum Vergrößern bitte anklicken.



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Während der Werftliegezeit Bei Blohm und Voss in Hamburg ab 24. Februar 1966 hatte man Zerstörer 1 neue neue Toiletten verpasst. Jetzt waren die Toiletten quer zur Fahrtrichtung ausgerichtet und statt 4 gab es jetzt auf jeder Seite nur noch drei Schüsseln, allerdings mit Sicht- und Berührungsschutz, d.h. mit Türen und Trennwänden. Dafür waren gegenüber der Schüsseln Haltegriffe angebracht um auch bei schwerem Wetter nicht vom Pott zu fallen. Nun konnte man nicht mehr sehen, welche Ar...backe oder sonstiges Körperteil man anheben musste, um trocken zu bleiben. Leider hatten die Türen aber auch einen Nachteil. Da die Seeziegen beim Reinschiff mit einem C-Schlauch draufhielten kam es vor, dass bei der nächsten Seefahrt die Toiletten zwar betreten werden konnten, aber ein Verlassen nicht mehr möglich war, da die Schlösser wegen Rostbildung von innen nicht mehr zu öffnen waren. So passierte es also, dass viele Male ein Kamerad um Hilfe schrie, weil er die Toilette nicht mehr verlassen konnte. Normalerweise konnte man ihm von außen helfen, aber manches Mal musste ein Heizer aus der Maschinenwerkstatt mit seinem Werkzeug ran. Peter Engler



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Die Bilder aus dem "Wohndeck" sollte man mal denen zeigen, die über zu enge Unterkünfte von Untersuchungshäftlingen lamentieren! Schön, dass Fletcherfahrer nicht mehr in die Hölle kommen, die haben sie schon hinter sich! Klaus Reher



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Im Herbst 1965 machte der Antriebsoffizier (ANO) Kapitänleutnant Ochmann Urlaubsvertretung für den IO. Und es begab sich, dass ich nach dem Mittagessen (ausnahmsweise!) noch ein wenig auf der Koje lag. Da wurde ich über die Bordsprechanlage zur Wache befohlen, weil dort eine Lieferung speziellen Verbrauchmaterials für die Operationszentrale (OPZ) abzuholen war. Also sprang ich aus meiner Koje und eilte zum Mitteldeck, anschließend ab mit dem Zeug in die OPZ und dann war auch schon Mittagsmusterung. Eine Woche später wurde ich in die Wachtmeisterei gebeten. Dort legte man mir zur Kenntnisnahme einen DIN A 4-Bogen vor. Sinngemäß war zu lesen:
"Ermahnung. Bei einer Kontrolle der U-Decks habe ich festgestellt, dass die Koje des OMt. Reher sich in einem liederlichen Zustand befand. Der Obermaat Reher wird ermahnt, sich zukünftig eines besseren Kojenbaues zu befleißigen. Diese Ermahnung kann sich im Wiederholungsfall strafverschärfend auswirken. Sie wird spätestens in 12 Monaten oder aber bei Ausscheiden aus der Bundeswehr aus der Personalakte gelöscht. Unterschrift: (Ochmann)"
Ich habe den Schrieb zu Kenntnis genommen und später mal den IO gefragt, ob es nicht mindestens eine Anhörung meiner Person zum Sachverhalt hätte geben müssen. Er hat gelächelt und gesagt: "So was adelt einen Zerstörerfahrer doch nur." Klaus Reher



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Training in Norfolk. Die amerikanischen „Chiefs“ waren in den USA unsere Trainer, die uns zu einer hervorragenden Mannschaft formen sollten. Ziel der Übungen war, dass wir unser Schiff tags oder nachts in Rekordzeit gefechtsbereit machen konnten und bei Beschädigungen und Verletzungen schnell und richtig reagieren lernten. „Outstanding Ship“ war später unsere überragende Qualifizierung.
Da täglich bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit 30 Grad und mehr herrschten, trugen die Chiefs kurzärmelige Hemden, kurze Hosen und Sandalen, während wir entweder im Takelpäckchen oder Blaumann herumliefen; Klimaanlagen gab es auf unserem Schiff nicht.
Die Trainer malten unbemerkt an den unmöglichsten Stellen ein großes "D" für Damage (Leck) oder ein "F" für Fire (Feuer) und erwarteten dann, dass der, der diese Buchstaben zuerst sah, Leck- oder Feueralarm gab. Sie simulierten Störungen und erwarteten ein sachgerechtes Handeln.
Ein Hobby der Chiefs war es, ausgerechnet dann Gefechtsalarm auszulösen, wenn die abgelöste Wache beim Backen und Banken war. Dann konnten sie in Ruhe in der Portepeemesse ihr Mittagessen einnehmen. Dieses Hobby wurde aber vom Kommandanten unterbunden, nachdem jemand vom Brückenpersonal wutentbrannt sein gerade angebissenes Stück Wassermelone in die Ecke warf und dem Alten auf Nachfrage erklärte, dass regelmäßig die abgelöste Wache beim Essen gestört werde.
Diese Trainer kontrollierten, führten Listen, stoppten Zeiten und ließen uns nicht zur Ruhe kommen. Bevor wir damals zur ersten Übung aus Norfolk ausliefen, gab es als Trockenübung Gefechtsalarm, das hieß für die Geschützbesatzung: sämtliche Luken und Schotten dicht, Blaumannhose in die Stiefel, Ärmel runter, alle Knöpfe geschlossen und Helm auf. Dann kam ein Chief in unseren Turm Charlie (kurzes Hemd, kurze Hose) und meinte, es sei heiß, wir sollten die Schotten aufmachen. Ich habe ihm dann erklärt, dass wir uns im Gefechtszustand befänden und der sähe in Deutschland nun mal geschlossene Schotten vor. Nach ein paar Minuten wollte er erneut, dass wir die Schotten aufmachten. Als ich das wieder ablehnte verließ er den Turm, ging zur Brücke und kurze Zeit später kam über BÜ (Befehlsübermittler) "Gefechtserleichterung, Schotten dürfen aufgemacht werden.“ Wir waren natürlich froh, da die Sonne unbarmherzig auf den Stahl der Türme knallte (Isolierung gab es nicht) und wir im Turm langsam gegart wurden. Den Heizern erging es aber nicht anders, da bei denen die Lüftungsluken geschlossen sein mussten. Peter Engler



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Nachdem wir unsere Trockenübungen an der Pier von Norfolk erledigt hatten sollte es nun endlich wieder auf See gehen. Unser Turmführer (der bereits ein Jahr zuvor mit dem 3. Zerstörergeschwader in Norfolk war) fragte uns: "Kameraden, wollen wir uns den Chief beim Schießen vom Halse halten?" Wir bejahten natürlich und fragten, was wir machen sollten, um unseren amerikanischen Trainer los zu werden. Seine Antwort: "Ganz einfach, anstatt die Kartuschen und die Granaten ruhig in die Rohrmulde zu legen lasst sie einfach aus 20 - 30 cm Höhe in die Mulde fallen". Wir nahmen diesen Vorschlag zur Kenntnis, und als es dann zum ersten Schießen kam verfuhren wir danach. Nach dem 3. Schuss verdünnisierte sich der Chief und wurde auch bei späteren Schießübungen nicht wieder in Turm Charly gesehen. Darüber waren wir bestimmt nicht traurig. Peter Engler



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Zum Döneken Nr. 47 fiel mir folgende kleine Begebenheit ein: Einer unserer Kameraden stand am Urinal und pullerte ruhig vor sich hin als er im Augenwinkel sah, daß ein Chief im Waschraum ein "F" auf die Fliesen malte. Er reagierte aber nicht (von wegen Alarm), und selbst als ihm der Chief auf die Schulter klopfte und "Fire" sagte, pullerte er weiter. Nachdem der Chief noch zweimal  "Fire" gesagt hatte war unser Kamerad fertig, packte alles ein, sagte zum Chief "I see no fire" und ging davon. Wie sollte auf den Fliesen denn auch ein Feuer entstehen? Peter Engler



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Nachdem wir im November 64 die U-Boot-Jagd in der Biskaya beendet hatten, liefen wir wieder Brest an und bekamen dort Gelegenheit die Stadt näher kennenzulernen. Da ich keinen Dienst hatte, ging ich mit dem Kameraden Laubersheimer und zwei anderen Kameraden an Land. Wir fanden eine kleine Kneipe und tranken etliche Bierchen. Als wir dann sahen, dass an einem anderen Tisch einige alte Franzosen dunklen Wein tranken, bestellten wir auch eine Flasche und es wurden danach noch ein paar mehr geordert. Nachdem sich bereits die beiden anderen Kameraden verabschiedeten hatten, machten Laubersheimer und ich uns auch auf den Heimweg, wobei wir beim Verlassen der Kneipe Probleme mit der frischen Luft bekamen (d.h., der Alkohol entfaltete seine volle Wirkung). Unterwegs fanden wir beide dann einen vollen Mülleimer am Straßenrand und waren der Überzeugung, der würde auch an Bord gebraucht und nahmen ihn mit. An der Wache bekamen wir jedoch Probleme mit den Franzosen und mussten die Pütz auskippen und dort lassen. Weiter passierte aber nichts, bis am anderen Morgen.
Nach der Musterung gab es zwei Gespräche.
Das erste im Versorgungsschapp: Versorgungsmeister zu mir: "Engler, willst Du in Las Palmas nicht an Land?" Ich: "Wieso?" Er: "Du hast ein Verfahren wegen Befehlsverweigerung gegen Dich laufen und willst mit 'ner vollen Müllpütz an Bord." Da Onkel Jonny, der Versorgungsmeister, aber selber gerne einen trank, hatte sich das Thema auch schon erledigt.
Das andere fand in der Wachtmeisterei statt: Oberbootsmann Anders; "Laubersheimer, da ist gestern Nacht an der Wache etwas Unerhörtes passiert!" Laubersheimer: "Was denn?" Anders: "Da wollten zwei Besoffene mit einer vollen Müllpütz an Bord". Laubersheimer: "Das ist aber auch eine Unverschämtheit, wer war das denn?" Anders: "Wollen Sie mich verarschen? Das waren Sie und Engler!" Laubersheimer wusste von nichts mehr, während ich wenigstens noch etwas in Erinnerung hatte.
Ein paar Tage später auf See sagte mir unser Unteroffizier, der in der Nacht auch Posten am Hafentor war: "Engler, du kannst froh sein, dass die Franzosen kein Wort Deutsch konnten, sonst säßest du jetzt in Brest im Knast. Du hast denen gesagt, sie sollten sich nicht so aufblähen, schließlich hätten sie den Krieg nur mit Hilfe der Amis gewonnen und sie sollten sich die Pütz sonst wo hinschieben.“ Peter Engler  



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Am Abend vorm Auslaufen aus Brest Richtung Kanaren kauften wir in einer kleinen Hafenkneipe 3 Flaschen Vino Ordinär um sie am anderen Abend auf See in der Wachtmeisterei zu lenzen. Leider schmeckte uns der Wein nicht mehr so gut und so gaben wir die letzte Flasche einem Smut, der als Allesvernichter in Sachen Alkohol bekannt war. In der Nacht gab es dann Gefechtsalarm und alles ging auf Station. Kurze Zeit später kam dann über BÜ aus einem Turm die Meldung: "Der Smut ... fehlt". Daraufhin machte sich unser Divisionsoffizier auf den Weg, um den Smut zu suchen. Er fand ihn schließlich auf dem abgedunkelten Oberdeck herumirrend seine Gefechtsstation suchend. Der Smut hatte sich die Flasche Wein einverleibt und wusste nicht mehr, wo es längs ging.
1965, während unserer nächsten Fahrt nach Frankreich, habe ich den "Vin ordinaire" wie die Pest gemieden. Peter Engler



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Während unseres Boston-Aufenthaltes 1965 lernten der Heizer Sickmöller und ich zwei junge Frauen kennen, die uns einluden, sie am anderen Tag in ihrer Wohnung in Greenwich Village zu besuchen.
Weil wir beide in Deutschland verlobt waren, vereinbarten wir vor dem Rendezvous, uns nicht mit Nachnamen anzureden, sondern nur als Siggi und Pit. Es blieb auch nur bei diesem einen Treffen, weil es danach wieder Richtung Heimat ging. Damit war für uns die Sache erledigt.
Ab 1. Okt. 1966 verbrachte ich mein letztes Jahr bei Flottens im Stab des 2. Schnellbootgeschwaders im Bonteheim in Wilhelmshaven. Wenn vor dem Stabsgebäude mal auswärtige Schiffe anlegten, mussten die Besatzungen unsere Toiletten benutzen. Eines Abends klopfte es an meiner Stubentür und herein kam ein Heizermaat, den ich noch von unserem geliebten Dampfer als Gefreiten kannte.
Er sagte, er habe meinen Namen an der Tür gelesen und wollte man gucken, ob ich es sei. So haben wir beide alte Erinnerungen aufgefrischt.
Auf einmal fragte er mich: "Weißt Du eigentlich, was mit Sickmöller passiert ist?" Ich verneinte. Er erzählte mir dann, dass eines schönen Tages Carol (so war der Name der einen jungen Frau aus Boston) in Köln unangemeldet vor Sickmöllers Tür stand, um den Burschen nach Amerika zu holen, und er folgte ihr. Auf meine Frage an den Maat, woher er das wisse, sagte er mir, dass Sickmöllers Mutter mal auf den Dampfer gekommen sei und die Geschichte erzählt habe. Ich frage mich heute noch, wie Carol seinen Namen und seinen Wohnort rausbekommen hat. Peter Engler


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