Die Döneken bis zur Nr. 120 sind in dem
Zerstörer
1-Buch
veröffentlicht.
131
Ende Juli 1965. Auf ruhiger See strebte
Zerstörer 1 nach anstrengenden Wochen in den USA der Heimat zu.
Während der Mittelwachen war außer den obligatorischen Wetterberichten,
den üblichen Funksprüchen und den News aus der Heimat meist nur wenig
über Morsefunk aufzunehmen; die nächtlichen Alarme blieben weitgehend
aus, es herrschte Ruhe auf dem Schiff. So gönnten wir Funker uns auch
mal einen Moment der Entspannung. Wir suchten auf einem freien Empfänger
die Frequenzen ab und hörten dank unserer guten Antennenanlage auf
Kurzwelle die neusten Hits aus Amerika.
Einer dieser Schlager, der regelmäßig nachts über den Äther ging, ist
mir bis heute im Gedächtnis haften geblieben. Denn sein Refrain
erinnerte mich lebhaft an einen Ausflug, den wir am 30.05.1965 mit dem
Bus von Philadelphia an den Strand von Atlantik City (New Jersey) und zu
dem berühmten "Boardwalk" unternommen hatten.
Toller Sonnenschein, ein kalter Atlantik, hübsche Frauen in Bikinis und
ein langer, breiter Strand erwartete uns. Und parallel zum Strand führte
an den Geschäftshäusern und Kneipen entlang dieser „Boardwalk“, eine
kilometerlange aufgeständerte Holzkonstruktion, die oben von
Flanierenden und Lustwandelnden und unten von Lustsuchenden und
Obdachlosen genutzt wurde.
"Under the Boardwalk" war 1965 d e r Ohrwurm der amerikanischen
Gruppe "The Drifters". Und das ist der Refrain:
(Under the boardwalk) Out of the sun
(Under the boardwalk) We'll be havin' some fun
(Under the boardwalk) People walkin' above
(Under the boardwalk) We'll be falling in love
Under the boardwalk, boardwalk.
Zur See zu fahren war manchmal gar nicht so schlecht...
Heinz
Albers
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Ach ja Richard (Kosename Kuli)!
Wir Uffze bekamen eines Tages Wildlederhandschuhe. Ein Paar zum Anzug
Schnüfflich und eins zum allgemeinen Dienst.
Meine waren im Laufe der Zeit speckig geworden (andere natürlich auch).
Mir kam die Idee, sie mit Tri zu reinigen. Tri kannte ich noch aus
meiner Lehrzeit. Bin gelernter Dreher und durfte mitunter die Drehbänke
schruppen. Also begab ich mich in unsere Arriwerkstatt und wusch meine
Handschuhe mit Tri und ließ sie trocknen. Das dauerte allgemein nicht
allzu lange. Kuli sah später meine Handschuhe und staunte Bauklötze. Wir
gingen dann wieder in die Werkstatt und er tat das Gleiche. Nur war ihm
die Zeit des Trocknens zu lang. Er nahm sein Feuerzeug und rumms! saßen
wir im Dunkeln. Als der Ruß verflogen war hatten Richards Handschuhe nur
noch Kindergröße. Dieses Höllenzeug roch ja wie Äther oder so ähnlich.
Dass wir bei diesem Leichtsinn nichts weiter abbekommen hatten, haben
wir wohl unserer „Barbara“ (Schutzgöttin der Artilleristen) zu
verdanken. Richard hatte dann Probleme in der Kleiderkammer. VO Olt.
Z.S.Leßmann gab ihm eine Bescheinigung mit und mich als Zeugen und Kuli
legte noch einige Zigaretten dazu. Und so war der Fall gegessen.
Dieter Freund
133
Nächtlicher Gefechtsalarm auf Zerstörer 1.
Während der Alarmauslösung und dem darauf einsetzenden Lärm
schlief ich in der obersten Koje. Gefechtsalarm? Aber nicht für mich!
Mein Innerstes war auf Ruhemodus eingestellt. Ich bekam von allem nichts
mit.
Plötzlich war alles raus, Z-Verschluss hergestellt und im Deck
der 3. Division Ruhe; es schläft sich ja dann so schön. Doch was war
das? Erst ein leises Donnern, dann in der nächsten Phase lautes Krachen.
Geschützdonner von Turm C und D! Ganz besonders kräftig von Turm C, denn
direkt darunter war unser Deck. Ich war ganz plötzlich wach, sehr wach.
Adrenalin bis Augenunterkante. Was nun? Volldampf voraus mit Ankleiden
und Anlegen der Schwimmweste.
Ich schlich mich nach oben, wobei ich natürlich
Verschlusszustände öffnen und wieder herstellen musste. In diesem Moment
hatten die Schotten so verdammt viele Vorreiber, die bewegt werden
mussten. Auf dem Oberdeck, im Bereich der Schanz, musste ich unter dem
Turm Cäsar nach vorne laufen. Hier konnte ich die Erfahrung machen, wie
heiß so ein Mündungsfeuer ist, selbst wenn es noch einige Meter über mir
war. Ich kam mir fast wie ein gegrilltes Hähnchen vor. Es gelang mir,
irgendwie auf die Brücke und dann weiter auf das Peildeck zu gelangen.
Meine Abwesenheit war den Vorgesetzen nicht aufgefallen, der
Signalmeister (OBtsm Tjaden) hatte Gefechtsbereitschaft gemeldet.
Helmuth Weiher
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Während unseres Besuches im Januar 66 in Teneriffa lag ein
Kreuzfahrtsschiff hinter Z 1, dessen Heck haushoch über unserer Schanz
aufragte. Eines Abends wollte ich mir etwas aus der Vorpiek holen und
suchte deshalb den Versorgungsgasten vom Dienst, um die Schlüssel zu
bekommen. Aber er war weder im Deck, noch im Versorgungsschapp oder der
Cafeteria. Also wollte ich zurück ins Deck und dort auf ihn warten, als
ich neben der Wasserbombenablaufbühne Stimmen hörte. Ich dachte,
vielleicht ist er ja dort und guckte um die Ecke. Dort saßen etliche
Kameraden auf den Minenschienen. Als sie mich sahen, sprangen sofort
zwei Kameraden auf, wovon einer mich festhielt und der andere mir eine
Flasche Bier an den Mund setzte mit den Worten: "Dies ist ein
Westfalentreffen und wenn Du einer bist, trinkst Du die Flasche auf ex
aus!" Was sollte ich machen? Um meine Zugehörigkeit zu diesem Volksstamm
zu beweisen, tat ich wie mir befohlen. Danach wurde ich zum Verbleiben
aufgefordert. Dem kam ich gerne nach. Nach etlichen Bierchen wurde es
immer lauter, und wir sangen nicht nur stubenreine Lieder, ohne zu
bemerken, dass sich am Heck des Kreuzfahrers viele Menschen angesammelt
hatten, die unserem munteren Treiben zusahen. Diese Idylle wurde
plötzlich von unserem Wachtmeister gestört, der uns mit den Worten
"Kameraden, seid leiser und benehmt euch wie zivilisierte
Mitteleuropäer" unsere fröhliche Runde vermiesen wollte. Aber uns sture
Westfalen störte dies natürlich gar nicht und wir haben lustig
weitergefeiert, wenn auch mit gedämpfter Lautstärke.
Peter
Engler
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Als ich am 1. Oktober 1964 unser schönes Schiff Zerstörer 1 betrat,
wurde ich der 3. Wache zugeteilt. Das bedeutete, dass ich die unterste
Koje beziehen musste. Über mir war der Kamerad von der 2. und oben der
von der 1. Wache untergebracht. Aber auch wenn ich später eine neue
Rollenkarte bekam und dadurch mal einer anderen Wache zugeteilt wurde,
blieb ich doch in meiner geliebten unteren Koje. Das hatte auch den
Vorteil, dass ich, wenn nachts US-Ersatzteile gebraucht wurden, nicht
immer erst aus der oberen oder mittleren Koje klettern musste, sondern
direkt auf meinem Kojenrand sitzend in meine Seestiefel steigen konnte.
Problematisch wurde es nur für neue Unteroffiziere, wenn sie nach dem
Wecken im Deck nachschauten, ob die betreffende Wache aus ihren Kojen
waren. War ich z. B. der 1. Wache zugeteilt, und diese sollte zuerst
aufstehen, war bei der Kontrolle die obere Koje noch belegt, während die
untere Koje leer war. Aber mit der Zeit gewöhnten sich die
Unteroffiziere daran, obwohl einige damit immer Probleme hatten.
Peter Engler
136
Für die Mannschaftsdienstgrade galt die Bierwährung. Wenn jemand außer
der Reihe dreckiges Kojenzeug oder Handtücher getauscht haben wollte,
kostete ihn das drei Flaschen Bier. Für Sanis und Smuts galten
Sonderregelungen. Die Sanis mussten Sonnenmilch oder die scharfen
"Mixtura Solvens" Lutschpastillen rausrücken und die Smuts Obstdosen.
Dieses Geschäft konnte ich mit den Unteroffizieren nicht machen.
Aber auch hier fand ich bald eine Lösung: Wollte ein Unteroffizier sein
Zeug getauscht oder außerhalb der Ausgabezeiten für Büromaterial etwas
aus der Vorpiek haben, sagte ich ihm, dass ich, wenn er das nächste Mal
UvD habe, als Letzter aufstehen würde. Dies wurde akzeptiert. Hatte also
der betreffende Unteroffizier mal wieder UvD und sah mich noch in meiner
Koje liegen, wurde ich meistens aufgefordert, doch aufzustehen. Dann sah
ich den Maaten/Obermaaten aus halb geöffneten Augen an und fragte: "Wie
war das noch mit dem Schreibblock, Kojenzeug etc.?" Worauf ich zu hören
bekam: "Ist ja schon gut, Engler, bleib liegen." So konnte ich noch ein
paar Minütchen länger schlafen. Peter Engler
137
Waehrend der kälteren Jahreszeit kam einer von den Bilgenkrebsen als
Frischverlobter an Bord zurück und präsentierte jeden Tag stolz seinen
goldenen Verlobungsring.
Aber eines Tages nahm das Unheil seinen Lauf.
Wir waren mal wieder mit Zerstörer 1auf See. Wie jeden Vormittag war
Potackendrehen angesagt. Als schon etliche Potackenschalen an Oberdeck
lagen, begann unser Schwarzfuß damit, diese mit den Händen
zusammenzukratzen und außenbords zu werfen. Das ging eine Zeitlang gut,
und dann hörten wir auf einmal ein fürchterliches Gefluche. Da ihm, wie
auch den anderen Potackendrehern, durch die Kälte die Finger etwas
geschrumpft waren, rutschte sein Verlobungsring vom Finger und ging mit
der nächsten Ladung Kartoffelschalen über Bord. Wir hatten alle Hände
voll zu tun um ihn zu beruhigen. Wir erklärten uns bereit, den
Sachverhalt schriftlich zu bestätigen, falls seine Verlobte ihm beim
nächsten Urlaub nicht glauben sollte. Sie scheint ihm aber vertraut zu
haben, denn er trat nicht mit einem derartigen Ansinnen an uns heran.
Peter Engler
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Noch etwas von 1963.
Werftliegezeit in Kiel bei HDW, die Gorch Fock lag neben Zerstörer
1. Da unsere Kombüse außer Betrieb war, mussten wir mit der Besatzung
des Seglers in der Kantine der Werft essen. Die Milch war mit Wasser
verlängert, die wurde von denen reduziert. Das haben wir uns nicht
bieten lassen. Eine Beschwerde bei unserem LSTO und wir bekamen unsere
Verpflegung, wie wir es gewohnt waren.
Wir sollten sicher ihr Seereisen-Minus wieder ausgleichen.
Erwin Krause
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Während unseres Aufenthaltes 1965 in Norfolk wurde ein Teil der
Besatzung (mindestens einer pro Fachrichtung) zwei Tage in die
Feuerbekämpfung eingeweiht. Da ich an beiden Tagen kein Versorgungsgast
vom Dienst war, hatte ich natürlich die Arschkarte gezogen. Da wir nicht
wußten was uns erwartete zogen wir im blauen Arbeitszeug los (ich dazu
mit meiner markanten Brille, an die sich sogar Klaus Reher noch erinnern
kann).
Es fing auch ganz harmlos an: Man zeigte uns unter anderem an einer
riesigen brennenden Ölwanne, dass man den Löschschaum nicht direkt in
die Flammen halten, sondern möglichst gegen eine Wand oder Ähnliches
sprühen sollte, da dadurch eine effizientere Brandbekämpfung gegeben
war.
Doch dann wurde es, zumindest für mich, ungemütlich. Wir durften uns in
feuerfeste Anzüge kleiden und eine Art Gasmaske aufsetzen. Danach wurden
wir in eine Konstruktion geschickt, die einer Schiffssektion
nachgebildet war und die mit Öl- und Gasfeuerchen einen Schiffsbrand
darstellen sollte, der bekämpft werden musste. Da ich meine spezielle
Maskenbrille mangels Information nicht dabei hatte, drang natürlich
innerhalb kürzester Zeit jede Menge Rauch an meinen Brillenbügeln vorbei
in meine Maske ein. Das führte dazu, dass ich bald nichts mehr sah und
mich deshalb an meinem Vordermann festhalten musste. Viel schlimmer aber
war, dass es durch den eindringenden Rauch immer schwieriger wurde zu
atmen. Aber auch das hatte ich überstanden und am nächsten Tag meine
Maskenbrille dabei gehabt. Als wir aber die feuerfesten Anzüge auszogen
standen die meistens von uns in Unterwäsche da, da der Blaumann in den
Feuerschutzanzügen klebte. Peter Engler
140
Ein paar Saufgeschichten. 1965 USA:
1. Wie allgemein bekannt gibt es in etlichen Bundesstaaten der USA erst
ab 21 Jahren Alkoholausschank in den Gaststätten. Und so kam es, daß ein
Wehrpflichtiger der 3. Division (Name, Fachrichtung und Hafen habe ich
nicht mehr in Erinnerung) ein besonderes Erlebnis hatte. Er war mit
einem Maat seiner Fachrichtung an Land gewesen und als er zurückkam
erzählte er uns lachend, dass beide in einer Kneipe waren. Er hatte
Alkohol bekommen, sein Maat aber nicht, da dieser noch keine 21 war. Da
half auch der höhere Dienstgrad nicht.
2. Es war in Philadelphia (kann aber auch Norfolk gewesen sein) als
einige Kameraden und ich beim Landgang Austrocknungserscheinungen
hatten. Also betraten wir eine Gaststätte und bestellten uns was zum
Trinken. Kurz darauf setzten sich einige "Jungfrauen" zu uns an den
Tisch und fragten, ob sie sich auch was Trinkbares bestellen dürften.
Als wir zusagten bestellten sie irgendwelche Cocktails. Um nun zu
kontrollieren, ob es wirklich was Alkoholisches war und wir nicht für
irgendeinen Obstsaft den stolzen Preis bezahlen sollten, tauchten wir
unsere Finger in deren Gläser (huch, waren wir damals kleine
Schweinchen)und probierten. Es war wirklich was mit Alkohol, aber die
Damen verzichteten auf weitere Getränke.
3. In Norfolk wurden drei Kameraden und ich von einem Chief in eine
Stützpunktkantine eingeladen. Er bestellte für sich und jeden von uns
eine Gallone Bier, d.h. einen großen 3,7 Liter-Krug mit Gläsern. Als wir
unsere Gallonen weg hatten wollten wir ihm auch eine Gallone spendieren.
Er lehnte dankend ab, da eine Gallone für ihn sehr viel sei, wenn wir
aber noch Durst hätten würde er uns gerne noch weitere Gallonen
spendieren. Wer konnte so ein Angebot ablehnen?
4. An Bord der US-Kriegsschiffe gab es seit Pearl Habour keinen Alkohol
mehr. Also machten wir uns einen Spaß daraus, die Lords der Navy in
unserer Cafeteria schön mit dem guten DAB (oder anderem deutschen Bier)
abzufüllen. Mangels Trainingsmöglichkeiten auf ihren eigenen Schiffen
waren sie auch recht schnell total blau und mancher wurde dann unter
unserem Gelächter steif wie ein Brett über unsere Stelling getragen.
Peter Engler
140a
Peter, die Alkoholgesetze variierten geringfügig von
Bundesstaat zu Bundeststaat. Wir sind einmal mit ein paar Girls mit
einem Auto von Philadelphia nach New Jersey gefahren - einfach geradeaus
über eine Brücke, schon war man drüben -, weil angeblich dort
unkomplizierter an Alkohol zu kommen war. Details weiß ich aber nicht
mehr, weil ich schon vor der Abfahrt den Kanal voll hatte.
Heinz
Albers
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