Reisebericht Weltreise von
Heinz Albers
11. Teil "Das Nachspiel"

Jetlag, Umstellung, Gegensätze, Fazit


Irgendwann ist auch so ein abwechslungsreicher Urlaub leider vorbei. Dann heißt es, sich wieder mit dem Alltag anzufreunden und das Vergangene nicht zu vergessen. Nach der Rückkehr brauchen Sie möglicherweise ein paar Tage oder Wochen, um wieder akklimatisiert zu sein. Nicht unbedingt wegen der Zeitverschiebung; Sie kommen schließlich aus den Tropen, aus einer sauberen, paradiesisch-schönen und einer (leider nur scheinbar) heilen Welt.

Und hier trifft Sie der Hammer! Hier werden Sie mit Schmuddelwetter, Fremdenfeindlichkeit, braunen Horden im Osten, beschmierten Zügen und Hauswänden, schmutzigen Straßen, Renten-, Lohn-, Pensionskürzungen, Diätenerhöhung, Kinderarmut,  Steuererhöhungen, Öttingerismus, Soli, Doping, Korruption, Globalisierung, Gammelfleisch, Ackermann, Umverteilung, Hartz, Osterweiterung  und einen offenbar geklonten Mielke auf Rädern mit seinen verfeinerten Stasi-Methoden brutalstmöglichst konfrontiert. Und oben am grauen Himmel kreisen zur Begrüßung gierige Geier mit den weithin leuchtenden Aufschriften Esso, EON, Vattenfall und RWE, die sich längst angeschickt haben, das Volk in den Würgegriff unverschämter Bereicherung zu nehmen. Das ganze Land kämpft, unter furchtbaren Blähungen leidend, gegen die Pleite und um seine Existenz, verursacht durch einen in der Vergangenheit konsumierten faulen Kohl.

Die Bevölkerung aber ist in Agonie versunken und niemand begehrt auf. Was haben Sie auch von einem Volk zu erwarten, das als "Allerwertesten" nicht etwa den Kopf, sondern den Hintern bezeichnet? Die Ereignisse von 1793 und der feinfühlige Charles Henri Sanson sind - siehe Pisa-Studie - als Korrektiv leider völlig in Vergessenheit geraten. Dem Volk fehlt in entscheidenden Augenblicken traditionell Mut und Kraft. Nicht umsonst trägt der deutsche Michel auf seinem Kopf eine Schlafmütze. "Unser Unglück ist unser Stehenbleiben beim vorletzten Schritt" (Robert Musil).

Alles dreht sich in Ihrem Kopf. Sie verlieren Ihren Halt. Kalter Schweiß tritt auf Ihre Stirn. Ihre Seele wehrt sich gegen ihre Anwesenheit hier in diesem Lande. Und während Sie sachte zu Boden sinken und langsam umfangen werden von einer wohltuenden, tiefen Schwärze, suchen sie krampfhaft nach dem französischen Ausdruck für "Springbrunnen"; ganz schwach in der Ferne hören Sie noch einen Hund, der zu der Musik von Verdi jämmerlich jault. Glückauf!

Aus! Bonjour Tristesse!

Ihre einzigen und leider völlig irrationalen Gedanken werden sein, sobald Sie aus der Ohnmacht erwacht sind: "Warum lebe ich überhaupt hier?" Und: "Nix wie weg!"

Willkommen im Club!

Für den Rest Ihres irdischen Daseins werden Sie vermutlich mit dem "Südsee-Virus" infiziert und untauglich für unsere marode Gesellschaft sein. Denken Sie aber bitte stets daran, dass es in manchen Ländern noch übler zugeht als hier. Das Paradiesische dort ist zuweilen nur ein optisches Phänomen. Die Bramarbase in Berlin arbeiten jedoch mit Erfolg an eine Annäherung der Verhältnisse.

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Ich wurde einen Tag nach unserer Heimkehr nachts aus wassertechnischen Gründen wach. Üblicherweise machte ich kein Licht und tastete mich vorwärts, um Angelika nicht zu stören. „Seltsam“, dachte ich auf dem Weg zum Bad: „Der selbe Weg wie zu Hause“. Der zweite Gedanke war: „Welches Datum haben wir heute?“, der dritte: „Wohin fliegen wir heute?“

Wann packen Sie die Koffer?

Fortsetzung Reiseplan

 

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